Leserbriefe zum Artikel "DER SPIEGEL", Nr. 43 vom 20. Oktober 2003, Seite 70/73 "Ein Segen für die Menschheit"

 


Burkhardt Gaertke
Düsentriebs Traum

Auf der einen Seite schreiben Sie:

…..So viel ist unstrittig: Die Maschine taugt was. Sie arbeitet schnell, effizient und gefahrlos…..Ein Segen für die Menschheit….

Auf der anderen Seite:

Minen kosten über 5000  Menschen im Jahr das Leben und machen viele Tausende zu Krüppeln!

Zwischen diesen zwei Seiten  befindet sich der Erfinder des  „Segens für die Menschheit“.

Zigtausend Tote und Krüppel sind der UNO, den Regierungen und den erbarmungslosen Geschäftsleuten im Minenräumgeschäft unendlich dankbar dafür, dass Sie den „Segen für die Menschheit“ nicht zum Einsatz gebracht haben, weil, ja man höre und staune, weil der Erfinder ein, mittlerweile zum Penner heruntergekommener, Querkopf, Querulant, ein streitsüchtiger junger Kampfstier sei.

Nein!! Die Anklage lautet: Totschlag durch vorsätzliche Hilfeverweigerung für zigtausend Menschen in höchster Lebensgefahr!!

Im Jahre 1996 stieß ich durch Zeitungsberichte auf Herrn Krohn und habe mich aus humanitären Gründen zweieinhalb Jahre lang, ehrenamtlich und mit hohem finanziellen Aufwand, in engster Zusammenarbeit mit diesem „schwierigen Herrn “, für die Promotion seines Minenräumsystems weltweit eingesetzt, habe das System auf Minenräumkonferenzen und Ausstellungen vertreten und einen 10 Leitzordner füllenden Schriftverkehr bewältigt.

Somit fühle ich mich, als Reaktion auf Ihren Artikel, zu einer Stellungnahme berufen.

Und ich kann nur bestätigen wenn Sie schreiben:

„Der Erfolg von Krohns Gerät war eine Blamage für die UNO…“

„Das Auswärtige Amt wollte jedoch Streit mit der UNO vermeiden“ (Zigtausende Opfer sind so einen Streit auch nicht wert!)

„Das ist eine große Behörde (die UNO), die kein Unteresse am technischen Fortschritt hat, weil Ihre Mitarbeiter phantastische Gehälter beziehen, die von jeder Neuerung bedroht werden“

„So werden weiter jeden Tag Menschen von Minen zerrissen“

(Täglich zig  Tote und ebensoviel Verstümmelungen. Im Irak löst bereits ein einziges Opfer Sondermeldungen im Fernsehen aus.)

„Die Regierungen scheuen sich, auf die Vereinten Nationen Druck auszuüben!“ (Feigheit? Interesselosigkeit?  Bequemlichkeit? Was soll’s, es sind ja nur zigtausend tote oder verstümmelte Neger)

 

„Der Minenfabrikant Armscor bekommt anstelle von Krohn den Minenräumauftrag“

(Perverser geht es wohl kaum noch.)

 

Hier möchte ich mein eigenes Fazit hinzufügen:

Zwei übermächtige Kräfte haben größtes Interesse daran, die Einführung mechanisierter Minenräumsysteme, seien sie von Krohn, seien sie von XY, zu verhindern.

Erstens die UNO. Zweitens die Minen produzierenden Rüstungskonzerne.

Die UNO würde relativ kurzfristig immense Einnahmen sowie Einfluss verlieren und verhindert mechanisches Minenräumen durch fadenscheiniges Festhalten an den Sicherheitsvorschriften für manuelle Minenräumung, was ein unendlich langsames Vorgehen bedeutet. Eine Änderung, die auf die weitaus vereinfachten Umstände beim mechanischen Räumen eingeht, lehnt sie ab und besteht auf „Manual, mechanically assisted, Mine Clearance“. „Mechanically assisted“ oder nicht, MANUAL, und die darauf abgestimmten Sicherheitsvorschriften bestimmen somit das Tempo und treiben den Zeit- und Kostenaufwand ins Unermessliche.

Die Minen produzierenden Rüstungskonzerne hätten keine Käufer mehr und müssten Ihre Produktion einstellen, kämen Räumgeräte auf den Markt, die die Fesseln der veralteten, auf manuelle Räumung abgestimmten Sicherheitsvorschriften ablegen können und die mühsam verlegten Minen im Schnellverfahren gefahrlos wieder wegräumen würden.

Hie die UNO und die Rüstungskonzerne, da der „Penner“ aus der Eifel. Wer, meinen Sie, hat von den beiden den längeren Arm?!

Zweieinhalb Jahre habe ich mit dem „schwierigen“ Herrn Krohn ausgehalten. Ich gebe zu, er ist alles andere als ein umgänglicher Charakter. Aber, nach alledem was ich weis und persönlich mit ihm erlebt habe, wundere ich mich in der Tat, dass Herr Krohn all diese Rückschläge, Verleumdungen, Erniedrigungen, von Haien umzingelt, vorsätzlich in den finanziellen Ruin getrieben, überstanden und nicht längst Selbstmord begangen hat oder im Irrenhaus gelandet ist.

Mein Einsatz war einzig und allein humanitärer Art. Nicht dem Charakter von Herrn Krohn galt meine Tätigkeit bei ihm, sondern dem Einsatz seiner lebensrettenden Maschinen. Ich konnte und kann mich immer noch nicht damit abfinden, dass der Charakter eines Erfinders der Grund sein kann, seine bewährte, lebensrettende Erfindung einfach zu ignorieren und somit tausende Opfer kaltschnäuzig in Kauf zu nehmen..

Unsummen sind von der Regierung für die Entwicklung von Minenräumsystemen den Rüstungskonzernen zur Verfügung gestellt worden. Krohn hat sein ganzes Kapital dafür verbraucht, hat „ein Segen für die Menschheit“ erfunden, dafür keinen einzigen Pfennig erhalten. Mit dem Resultat , dass er, als „verrückter Penner“ verschrien, nach Pfändung seines Hab und Gutes seinen ihm noch verbleibenden Lebensabschnitt in Armut beenden muss, während weiterhin täglich hunderte von Minentoten und ebenso viele Verstümmelungen zu verzeichnen sind und weite Kreise sich gesundstoßen.

Ich wiederhole meine Anklage:

Totschlag durch vorsätzliche Hilfeverweigerung!

 

Nach zweieinhalb Jahren musste ich erkennen, wie übrigens auch seriöse Unternehmen, die ich für einen Einstieg bei Krohn interessieren konnte, dass seine Erfindung zwar hervorragend ist, dass aber aufgrund des übermächtigen Widerstandes ein Einsetzen für sein System in den Ruin führt.

Auf dass der durch Minen verursachte Holocaust munter weitergehe.

 


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